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Die Tandemerer München
Zwei Mitglieder unserer Tandemgruppe haben vom 22. bis 25. Juli 2017 eine Alpenquerung gewagt. Hier ein Bericht von Alfred und seinem blinden Copiloten Franz, denen wir für den Bericht herzlich danken:
Unsere Alpenüberquerung 2017 startete in Herrsching am Ammersee. Zunächst radelten wir nach Weilheim und weiter ging es von dort mit der Bahn nach Ehrwald. Unsere Route führte nun über den Fernpaß ins Inntal nach Landeck. Einige Abschnitte des ehemals römischen Karrenwegs sind steinig und ein wenig ausgesetzt, das heißt für ein Tandem nicht ganz einfach zu befahren.
Wir legten am ersten Tag etwa 80 km zurück. Bei moderaten 400 Höhenmetern eignete sich die erste Etappe gut zum Einrollen.
Wir fuhren von Landeck über den Reschenpaß nach Italien in das Bergdorf Mals . Weite Strecken der Fahrbahn verlaufen auf uralten Bauernwegen. An manchen Stellen neigt sich die Traße mehr als 20 Prozent bergab. Sehr gute Bremsen sind hier ein absolutes Muß.
Am Ende des Tages zeigte der Tachometer 95 km und es kamen etwa 1300 Höhenmeter zusammen . Damit war die Überquerung des Alpenhauptkammes schon geschafft und das Ziel Bozen leicht zu erreichen. Allerdings haben wir uns für den dritten Tourtag noch die Auffahrt zum Stilfserjoch auf eine Höhe von fast 2800 Metern vorgenommen.
Leider meinte es der Wettergott gar nicht gut mit uns. Wir fuhren mehrere Stunden im Starkregen begleitet von heftigem Donnergrollen und bedrohlichen Blitzen zum Stilfserjoch hoch. Mit zunehmender Höhe näherte sich die Temperatur immer mehr der Null-Grad Marke. Autos, die uns von oben entgegen kamen, trugen auf ihren Dächern Schneehauben.
Auf einer Höhe von etwa 2000 Metern sahen wir uns dann gezwungen, die Auffahrt abzubrechen. Eine weitere Auffahrt in den Winter hätte zu sehr großen Risiken bei der sich anschließenden Abfahrt geführt. Bei der Abfahrt haben wir auch so fürchterlich gefroren.
Später bei einer heißen Taße Cappuccino im Tal war aber alles schon wieder vergeßen und wir haben uns über das Abenteuer gefreut. Trotz des Abbruches kam eine Tagesleistung von 73 km und etwa 1200 Höhenmetern zustande. Am Abend berichtete das Fernsehen, daß am Stilfserjoch 20 cm Neuschnee gefallen ist.
Am letzten Tourtag mußten wir nur noch der Etsch nach Bozen folgen (107 km). Es war ein genußvolles und beschauliches Rollen. Auch die Sonne lachte wieder vom Himmel. Unsere Alpenüberquerung fand so einen gemütlichen Abschluß.
Heimreise mit der Bahn.
Abseits von Straßen zu fahren war für mich absolutes Neuland und ich fühlte deshalb vor allem am ersten Tag eine gewiße Anspannung, was auf mich zukommt und wie ich mich auf neue ungewohnte Situationen im Gelände einstellen kann. Bei den langen Auffahrten entstand eine gewiße Unsicherheit, wie lange sich die Anstiege noch hinziehen und ob die Kraft reichen wird.
Diese zeitweise aufgetretenen Anspannungen und Unsicherheiten beeinträchtigten aber in keiner Weise die sehr gute Atmosphäre in der Natur. Ich genoß es, an Bächen und an den großen Flüßen Inn und Etsch entlang zu radeln. Ich konnte das Waßer rauschen hören und das Waßer und die Natur riechen.
Mein Pilot berichtete mir laufend, wo wir gerade fahren und was zu sehen ist. Einzelne Streckenabschnitte bin ich früher schon mal gefahren, als ich noch sehen konnte. Ein besonderes Erlebnis für mich war, daß dann bei mir die alten Bilder in meinem Kopf wieder wach wurden und ich quasi meine Umgebung tatsächlich sehen konnte.
Angst verspürte ich während der ganzen Tour zu keiner Zeit. Ich hatte volles Vertrauen zu meinem Piloten Freddi D., der mich absolut sicher über die Alpen brachte.
Distanz : 355 km, ca. 2900 Höhenmeter
Text: Alfred D. und Franz S. (Juli 2017)